Die Steinerne Stadt von Sansibar
Die meisten Häuser der Steinernen Altstadt von Sansibar wurden
im 19 Jahrhundert zu Zeiten Sultan Saids aus Korallengestein
erbaut. Es sind Handelshäuser mit einfachem Baustil, nur die
hölzernen Portale sind aufwendig mit Holzschnitzereien und
Messingbeschlägen gestaltet.
Wohl einzigartig ist der Baustoff, mit dem die Handelshäuser
der Steinernen Altstadt errichtet wurden: der Fels von
Coraline, ein Korallengestein von Sansibar. Darüber hinaus
sind die reich verzierten Portale der nach außen hin schlicht
gehaltenen Häuser etwas Besonderes, da sie Zeugnis eines
gemeinsamen Statussymbols für Araber, Suaheli und Inder sind.
Sie sollen zeigen, dass der Besitzer des Hauses kein Armer
ist. Seit dem Jahr 2000 gehört die Steinerne (Alt-)Stadt von
Sansibar zum UNESCO Weltkulturerbe.
Als im Jahre 1840 Sultan Said aus dem Oman nach Sansibar zog,
um von den Gewinnen des wichtigen Handelsstützpunktes im
Indischen Ozean zu profitieren, veränderte die damalige Stadt
Sansibar ihr Gesicht. Steinhäuser verdrängten die mit Stroh
gedeckten Lehmhütten und wurden so dicht an dicht gebaut, dass
zwischen ihnen nur enge Gassen blieben. Nach arabischem
Vorbild wurde die äußere Fassade der Handelshäuser eher
schlicht gehalten, das Obergeschoss war fast fensterlos. Nach
innen zierten Veranden die Zugänge zu den einzelnen Räumen.
Mit der Zunahme der Handelsbeziehungen kamen immer mehr Inder
nach Sansibar, auch sie bauten große Häuser. Diese
unterschieden sich deutlich von denen der Araber, denn ihre
Balkone zeigten nach außen. Eine eigenartige Mischung aus
englischer und muslimischer Architektur brachte das
Protektorat der Engländer ab 1896 mit sich. Das Nebeneinander
der verschiedenen Gebäude, Kulturen und Religionen spiegelt
sich auch in den Bauten der Gotteshäuser wider. So ist in der
Altstadt von Sansibar neben Moscheen z. B. auch eine
anglikanische Kirche zu finden.
Bis heute ist die Steinerne Stadt von Sansibar mit ihren engen
Gassen und den Bauten im arabischen und indischen Stil
erhalten. Das stark erodierende Korallengestein muss
allerdings aufwendig saniert werden. Von den geschnitzten und
reich verzierten Portalen sind noch 560 bei einer Besichtigung
der Altstadt zu bewundern, das älteste Portal stammt aus dem
17. Jahrhundert. Die Türen der ehemaligen Häuser und Paläste
der Sultansfamilien sind besonders prunkvoll gestaltet, sie
sind an den Wappentieren zu erkennen. Das größte
Eingangsportal wurde von Sultan Bagash, einem Nachkommen von
Sultan Said, in das Gebäude für große Zeremonien eingebaut. Es
ist so groß, dass der Sultan auf einem Elefanten hineinreiten
konnte.
Sultan Bagash erbaute auch den Palast Beit al Ajaib (Haus der
Wunder), das als einziges Gebäude südlich der Sahara 1883 über
fließend Wasser und Strom verfügte. Weitere Besonderheiten des
Palastes sind seine freitragenden Kuppel und die Stützpfeiler
aus englischem Sheffieldstahl.
Das Oberste Gericht, das von dem englischen Architekten
Sinclair gebaut wurde, ist von der Fassade her dem
anglikanischen Stil verpflichtet, die Form der Fenster ist
jedoch arabischen Ursprungs.